Praktische Tipps für die Blutabnahme: Alles, was Sie wissen müssen
Die Blutabnahme ist eine der häufigsten medizinischen Maßnahmen und wird in verschiedenen klinischen und ambulanten Einrichtungen täglich durchgeführt. Sie dient der Diagnostik, Verlaufskontrolle und Therapieüberwachung zahlreicher Erkrankungen. Obwohl sie routinemäßig durchgeführt wird, erfordert sie Sorgfalt, Fachwissen und Einfühlungsvermögen, um Komplikationen zu vermeiden Dabei ist es wichtig, die richtige Technik zu beherrschen, um die Prozedur sicher und schmerzarm für den Patienten zu gestalten. Egal, ob Sie als angehende medizinische Fachkraft oder als erfahrene Fachkraft arbeiten, hier sind einige praktische Tipps die Ihnen helfen können, die Blutabnahme effizient und professionell durchzuführen.
Vorbereitung ist das A und O
Eine sorgfältige Vorbereitung der Blutabnahme kann den gesamten Ablauf deutlich erleichtern. Hier sind einige wichtige Schritte:
Vor Beginn sollten alle benötigten Utensilien griffbereit liegen, z.B. Handschuhe, das Venenstauband, ein Hautdesinfektionsmittel, die benötigten Kanülen und Blutentnahmeröhrchen, Tupfer, Pflaster usw.

Angst nehmen: Viele Menschen haben Angst vor dem Einstich und leiden sogar an einer Nadelphbobie (Trypanophobie). Ein ruhiges, empathisches Auftreten und das Beantworten von Fragen helfen, die Situation zu entspannen. Das vorherige Erfragen zu eventuellen Allergien (Pflasterallergie, Allergie gegen alkoholische Desinfektionsmittel) oder zu bekannten Problemen bei zurückliegenden Blutabnahmen (z.B. Blutgerinnungsstörungen, schlechte Venenlage) dient einer optimalen Vorbereitung und kann unerwarteten „Überraschungen“ vorbeugen.
Richtige Patientenkontrolle
Ist der Patient auch derjenige, bei dem Blut abgenommen werden soll? Verwechslungen unbedingt vermeiden! Vor der Blutabnahme daher immer die Identität der Patientin/des Patienten anhand von Name und Geburtsdatum überprüfen.
Die richtige Körperposition des Patienten
Die Positionierung des Patienten spielt eine wesentliche Rolle bei einer erfolgreichen Blutabnahme:
Bequeme Haltung: Der Patient sollte in einer bequemen Position sitzen oder liegen. Der Arm sollte idealerweise in einer leicht herabhängenden Position ruhen, sodass die Venen gut sichtbar und tastbar sind.
Anschließend wird das Venenstauband etwa eine Handbreit oberhalb der Punktionsstelle angelegt. Er sollte jedoch nicht länger als eine Minute angelegt bleiben, um Hämolysen oder die Verfälschung weiterer Laborwerte zu vermeiden.
Auswahl der richtigen Vene
Die Wahl der richtigen Vene ist der nächste entscheidend Tipp – Zugegeben, dies ist nicht immer ganz so einfach …
Zu Beginn sollte die Ellenbeuge nach einer geeignten Venen untersucht werden. Die bevorzugte Vene für die Blutabnahme ist z.B. die Vena mediana cubiti– sie befinden sich zumeist direkt in der Mitte der Armbeuge. Diese Vene ist meist schon als bläulicher „Schlauch“ unter der Haut sichtbar oder zumindest gut tastbar. Wenn diese Vene nicht verfügbar ist, kann auch die außenliegende Vena cephalica oder die etwas weiter innenliegende Vena basilica in Betracht gezogen werden.
Notfalls kann die Blutabnahme auch auf dem Handrücken oder Unterarm erfolgen. Dies erfordert aber eine hohe Erfahrung und ist für Anfängerinnen und Anfänger nicht ratsam.
Was tun bei Patientinnen und Patienten mit „schlechten Venen“
Was sind bitte „schlechte Venen“? Das Wort ist doch schon irreführend. Solch benannte Venen sind oftmals schlechter durchblutet oder liegen tiefer und sind daher für die durchführende Person „schlechter“ aufzufinden. Dies kann eine Punktion erschweren oder den Auffindeprozess in die Länge ziehen. Meist kommen hier ältere Menschen und Kinder in Betracht.
In solchen Fällen kann folgendes helfen:
- Wärmeanwendung: Ein warmer Umschlag /Kompresse fördert ggf. die Durchblutung
- Stauband weit am Oberarm (kurz unterhalb des Schultergelenks) anlegen: Eine höher angelegte Stauung kann sich positiv auf die Darstellung tieferliegender Venen auswirken.
- Augen beim Palpieren schließen! Wenn beim Tasten kurz die Augen geschlossen werden, schärft sich der Tastsinn da die visuellen Reize kurzzeitig ausgeblendet werden.
WICHTIG: Auf Venenveränderungen und Ausschlusskriterien achten! Es sollte sichergestellt werden, dass keine Venen auswählt werden, die bereits verletzt, verhärtet oder sichtbar entzündet sind, da dies die Blutabnahme erschweren kann und Folgekomplikationen begünstigt.
Technik der Blutabnahme
Tipp: Verwendung der richtigen Nadel: Eine zu große Nadel kann die Venenwand verletzen, während eine zu kleine Nadel den Blutfluss erschwert. Wählen Sie eine Nadel, die zu den Venen des Patienten passt (meistens 21 oder 22 Gauge für Erwachsene).
Die Punktionsstelle wird nun mit einem geeigneten Hautdesinfektionsmittel gereinigt und muss vor der Punktion trocknen. Dabei immer die Einwirkzeiten des Herstellers beachten! Ein Trockenwischen mit keimarmen Tupfern, z.B. wenn das Einwirken mal zu lange dauert, sollte dennoch immer vermieden werden. Die Gefahr ist groß, dass wieder Keime auf die frisch desinfizierte Punktionsstelle gelangen.
Die Kanüle wird nun mit dem Anschliff nach oben in einem Winkel von etwa 20–30° zur Haut in die Vene eingeführt. Um den Einstich zu erleichtern, und zur Schmerzreduktion, kann die Haut unterhalb der Einstichstelle etwas vorgepsannt werden. Die Kanüle nicht zu tief und weit vorschieben, um ein Ausdringen auf der gegenüberliegenden Venenwand zu vermeiden.
Instabile Venen, also Venen die sich unter der Haut bereits stark mit dem eigenen Finger bewegen lassen (Rollvenen), müssen besonders gut fixiert werden. Hier sollte auch der Einstichwinkel ggf. etwas flacher gewählt werden.
Schmerzen bei der Blutabnahme sind übrigens nicht immer unvermeidbar, aber es gibt einige Maßnahmen die helfen können, den Schmerz zu minimieren: Schnelle und präzise Durchführung – Ja, richtig gelesen! Ein zu langsames Einstechen begünstigt das Schmerzempfinden. Zudem sollten unnötige Bewegungen mit der Kanüle vermieden werden.
Nach der Blutabnahme
Nach der Blutabnahme sollten einige zusätzliche Schritte beachtet werden:
- Druck auf die Einstichstelle: Nachdem die Kanüle sicher aus der Vene entfernt wurde (und wirklich erst dann!), sollte ein leichter Druck für min. 2 Minuten mittles Tupfer auf die Einstichstelle ausgeübt werden. Dies kann, je nach Situation, der Patient selbst durchführen. Anschließend den Tupfer mit einen ausreichend langen Pflasterstreifen fixieren. Bei der Einnahme von „Blutverdünnern“ kann die Blutstillung hinausgezögert sein und ein Nachbluten wird begünstigt. Dann etwas länger auf den Tupfer drücken lassen und u.U. einen Verband anlegen.
- Wenn der Patient nach der Blutabnahme etwas Schwindel oder Unwohlsein verspürt, sollte er ruhig noch etwas sitzen bleiben oder sich besser kurz auf eine Liege legen, bis er sich wieder vollkommen sicher fühlt.
Geschafft! Und, war doch gar nicht so schwer …
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