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Tattoos sind heutzutage weit verbreitet und gelten häufig als Ausdruck von Kunst, Identität oder persönlicher Vergangenheit. Doch während die Ästhetik und die Bedeutung des Tattoos für viele Menschen eine große Rolle spielen, gibt es auch medizinische Aspekte, die bei der Durchführung von Blutabnahmen berücksichtigt werden müssen. Darf man also durch eine tätowierte Hautoberfläche stechen, um eine Blutabnahme durchzuführen? Diese Frage stellt sich in diesem Kontext häufig. In diesem Blogbeitrag werden wir deshalb die unterschiedlichen Punkte und Gedanken näher betrachten.
Risiko von Schmerzen und Verletzungen
Die Haut besteht aus mehreren Schichten, darunter die Epidermis, die Dermis und das subkutane Gewebe. Tattoos werden in der Regel in die Dermis gestochen, die sich unter der Epidermis befindet. Bei einer Blutabnahme werden normalerweise die sogenannten Cubitalvenen in der subkutanen Schicht punktiert. Wenn sich das Tätowierungsmuster nahe der zu punktierenden Vene befindet, kann es mitunter herausfordernd sein, die exakte Lage der Vene zu ermitteln, da das Tattoo mögliche sichtbare Hautvenen verdeckt oder das Muster die durchführende Person bei der Lokalisation der Vene ablenkt. Dies könnte die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die Nadel nicht richtig positioniert wird, was wiederum Schmerzen, Hämatome oder sogar Verletzungen des umliegenden Gewebes verursachen kann.
Viele Linien und Muster können optisch ablenken. Fehlpunktionen können die Folge sein. Foto: freepik.com
Erhöhtes Risiko von Infektionen bei „frischen Tattoos“
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Risiko von Infektionen. Tattoos werden durch das Einführen von Tinte in die Haut erzeugt, was die Hautbarriere vorübergehend verletzt. Bei einer anschließenden Blutabnahme, die wenige Tage bzw. Wochen nach dem Stechen des Tattoos durch eine tätowierte Hautoberfläche durchgeführt wird, besteht daher immer die Möglichkeit, dass Bakterien oder andere Krankheitserreger in die Wunde eindringen. Dies kann zu einer Infektion führen, die nicht nur die Stelle der Blutabnahme betrifft, sondern auch systemische Auswirkungen haben kann.
Krebsrisiko bei Farbtattoos?
Beim Eindringen von Farbpigmenten aus Tätowierungen in den Blutkreislauf könnten gesundheitliche Gefahren auftreten. Bestimmte chemische Pigmentbestandteile könnten entzündliche Reaktionen oder andere unerwünschte Wirkungen verursachen, wenn sie in den Körper gelangen. Dies ist ein Grund für Bedenken. Einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass bestimmte Tattoo-Pigmente, vor allem wenn sie in großen Mengen oder über einen längeren Zeitraum in den Körper gelangen, krebserregende Wirkungen aufweisen können. Die Forschung auf diesem Gebiet ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Es gibt zahlreiche Einflussfaktoren auf das Risiko, darunter die Art der verwendeten Pigmente - einige Farbpigmente wurden sogar bereits verboten - sowie die individuelle Körperreaktion. Das einmalige Durchstechen zur Blutabnahme stellt in diesem Kontext jedoch nur ein sehr geringes Risiko dar, weshalb ein Farbtattoo primär für eine Blutabnahme durchstochen werden kann.
Auch das Blutabnehmen durch farbige Tattoos ist umstritten. Noch wichtiger ist jedoch, nicht durch "frische" Tattoos punktieren. Foto: freepik.com
Mögliche Verfälschungen der Testergebnisse?
Ein oft übersehener Punkt ist die Möglichkeit, dass die verwendeten Tinten und Farbpigmente die Ergebnisse von Blutuntersuchungen beeinflussen können. Einige Inhaltsstoffe der Farben und zugesetzte Pigmente, die in Tätowierfarben verwendet werden, können beim Durchstechen der tätowierten Hautoberfläche in die Blutuntersuchungsproben gelangen. Dies könnte potenziell das Ergebnis der Blutuntersuchung verfälschen, was zu falschen Diagnosen oder Behandlungsentscheidungen führen könnte. Insbesondere bei Tests, die auf spezifische chemische Marker oder Substanzen im Blut angewiesen sind, könnte die Anwesenheit von Tattoo-Tinte die Genauigkeit der Ergebnisse beeinträchtigen.
Allergische Reaktionen und Hautirritationen
Ein weiterer Aspekt, der bei Blutabnahmen durch tätowierte Hautoberflächen berücksichtigt werden sollte, sind mögliche lokale allergische Hautreaktionen. Einige Menschen reagieren empfindlich auf die in Tattoos verwendeten Farbstoffe, was zu Hautirritationen oder lokalen allergischen Reaktionen führen kann. Wenn nun erneut eine Nadel durch eine tätowierte Stelle gestochen wird, kann dies die Haut ein weiteres Mal reizen und das Risiko von Entzündungen erhöhen. In solchen Fällen könnten lokale, allergische Hautirritationen die Heilung der Einstichstelle verzögern.
Psychologische Aspekte
Bei der Durchführung von Blutabnahmen durch tätowierte Hautoberflächen können nicht nur körperliche, sondern auch psychologische Gesichtspunkte berücksichtigt werden. Viele Personen betrachten Tätowierungen als einen wichtigen Bestandteil ihrer Identität und reagieren daher emotional, wenn das Tattoo durchstochen bzw. verletzt wird. Auch durch wiederkehrende Punktionen an derselben Stelle, könnte ein möglicher optischen Schaden eintreten, z.B. weil die Hautoberfläche mit der Häufigkeit der Punktionen vernarbt und das Tattoo an dieser Stelle optisch „zerstört“ wird. Einige Patienten können daher Zweifel, Angst oder Unbehagen empfinden, wenn die Blutabnahme durch das Tattoo erfolgen soll. Dies kann sich negativ auf die gesamte Erfahrung der Blutabnahme auswirken. Deshalb sind ein einfühlsamer Umgang und ein Verständnis für die Sorgen des Patienten sehr wichtig.
Viele Tattoos sind ein Ausdruck der persönlichen Identität. Das Verletzen des Tattoos damit oft ein emotionaler Faktor. Foto: freepik.com
Fazit und Empfehlungen für medizinisches Personal
Aufgrund der oben genannten Überlegungen sollten medizinische Fachkräfte bei der Durchführung von Blutabnahmen durch tätowierte Hautoberflächen besondere Vorsicht walten lassen. Das Durchstechen durch eine tätowierte Hautoberfläche kann Schmerzen verursachen, das Risiko für lokale Hautirritationen und Infektionen steigern und möglicherweise die Untersuchungsproben verunreinigen. Auch der emotionale Effekt, der beim Durchstechen durch das geliebte Tattoo eintreten kann, ist nicht zu verachten.
Es sollte daher immer versucht werden, die Blutabnahme nicht direkt im tätowierten Bereich durchzuführen. Wenn möglich, sollte eine andere Stelle oder der andere Arm ausgewählt werden. Ist dies praktisch nicht umsetzbar, da nur eine „gute Vene“ unterhalb des Tattoos zur Verfügung steht, dann sollten einige Faktoren berücksichtigt werden. Dazu zählt u.a., dass bei „frischen“ Tattoos eine Punktion kontraindiziert ist und hier bereits mehrere Wochen vergangen sein sollten, bevor eine Blutabnahme durch das Tattoo erfolgt.
Irritieren Muster oder Linien beim Auffinden einer geeigneten Vene, muss auch hier intensiv abgewogen werden, ob eine Venenpunktion durch dieses Tattoo möglich ist. Nicht nur das Auffinden ist hier erschwert, sondern auch die eigentliche Punktion. Schnell ist die Vene „verloren“ und das Risiko für Fehlpunktionen steigt. Auch das Infektionsrisiko ist erhöht, da beim „Verlieren“ der Vene oftmals Nachgetastet und das Punktionsareal somit ungewollt verunreinigt wird.
Ein weiterer Aspekt ist die Patientenkommunikation. Mögliche Bedenken sollten vorab angesprochen werden. Dies ist besonders im Hinblick auf emotional bedeutsame Tattoos wichtig. Manche Menschen reagieren mitunter hochemotional, wenn das ihnen sehr bedeutsame Tattoo verletzt oder durchstochen wird. Eine offene Kommunikation kann hier dazu beitragen, diese Zweifel und Ängste abzubauen und das Vertrauen zu stärken.
Letztendlich sind es immer situative Einzelfallentscheidungen, die die Blutabnahme durch ein Tattoo ermöglichen oder erschweren bzw. sogar gänzlich ausschließen.